Eine chinesische Austauschstudentin in Bergen – Sexuelle Misserfolge Teil 2
Anderer Menschen Probleme erscheinen einem immer über alle Maßen aufgebläht. Jemand regt sich darüber auf, dass es in Wanne-Eikel immer regnet und man möchte diesem Jemand zurufen, sich doch einfach einen Regenschirm zu kaufen. Oder ihn fragen, warum er denn auch in Wanne-Eikel wohnt, er könnte doch genauso gut nach Freiburg im Breisgau ziehen mit seinen ganzen Sonnenstunden. Solche Ratschläge richtet man am besten an Dritte, denn die Deutschen sind ein Volk der Beschwerer, nicht aber der Empfänger von Ratschlägen. Ich bin in dieser Hinsicht sehr deutsch, denn ich ziehe lieber das Internet zur Lösung meiner Probleme heran, als mir persönlich einen Ratschlag anhören zu müssen.
„Wie wird man gut im Bett?“
„premature ejaculation help“
„last longer in bed“
Unter den Ergebnissen stets zu meiden sind Webseiten bekannter Magazine und Online-Publikationen. Alles, was einen hier erwartet, sind Slideshows mit den Top- oder Flop 10 besten oder schlechtesten Gemüsearten zur weiblichen Selbstbefriedigung. Unter Tipps zu gutem Sex werden Meditation, Atemtechniken und Gespräche mit dem Partner gelistet, während einem ein Werbebanner am rechten Bildschirmrand eine Haartransplantation anrät. Was man also braucht sind Blogs und Foren von Menschen, die ihre eigenen Erfahrungen gemacht haben. Häufig landet man zwar auch hier in einer Sackgasse, die da heißt ‚einfach so wie es sich für dich richtig anfühlt‘, aber bei einer Diskussion mit 80 Beiträgen kann man sich berechtigte Hoffnung auf 2-3 vernünftige Vorschläge machen.
Ein halbvernünftiger Vorschlag, dem man unter diesen Suchbegriffen immer wieder begegnet, ist der, ein „Meister im Oralsex“ zu werden. Nun war man aber 23 Jahre alt und Meister in gar nichts und Oralsex erscheint einem eine ungewöhnliche Domäne für den ersten Meistergrad, aber man liest trotzdem weiter und hofft auf eine Eingebung. Unterhaltung ist zumindest dadurch gegeben, dass die Autoren ihre Idee stets ‚pitchen‘, indem sie einem eingangs einen Einblick in das Leben eines Oralsex Don Juans geben, dem die Frauen gewissermaßen an der Zunge hängen. Da stellt man sich dann vor, man sei selbst im Besitz dieser Superkraft und wie man sie an dieser oder jener Dame erproben würde. Nicht schlecht. Ich lade mir ein Buch runter, das wiederholt vorgeschlagen wird: She comes first. Ganz das Wahre ist es aber noch nicht. Nicht das Buch, das habe ich noch gar nicht angefangen, die Oralsexgeschichte. Das Problem – wie es sich mir als jemandem präsentierte, der guten Sex nur vom Hörensagen kannte – war, dass ich es als Pflicht empfand, die Frau nach- oder vor dem eigentlichen Sex mittels Finger oder Zunge zum Orgasmus zu bringen. Es war nichts, das man gemeinsam genießen konnte. Meine Idealvorstellung war, dass wir gemeinsam dem Höhepunkt entgegenpimpern könnten. War es anders, überkam mich das Gefühl, ihr etwas zu schulden und ich wollte mich entschuldigen und es ausgleichen. Sex als ‚Business Transaction‘.
Vorangekommen war ich also nicht viel. Dafür etwas rumgekommen. Einmal befand ich mich Bett einer chinesischen Austauschstudentin in Bergen. Sie war ganz begeistert von unscharfen Bildern und Schwarzweißfilmen und anderen Dingen, die man gewöhnlich für hohe Kunst hält. Nachdem wir zwei Filme in voller Länge geguckt hatten, ohne dass es dabei zu Körperkontakt gekommen wäre, reichte mein Arm nach der Chipstüte neben dem Bett und berührte dabei ihre eine Brust. Darauf folgte ein fragender Blick von ihr, ein fragender Blick von mir, ein schneller Kuss und eine Bewegung unser Körper aufeinander zu an deren Ende mein Pimmel schließlich doch noch den Weg in ihre Scheide fand. Weil ich schon ahnte, was in wenigen Sekunden passieren würde, und es mir eine gute Ausrede schien, ohhhhhhhte ich nach wenigen Momenten: „You‘re so tight, I can‘t take it!“ Wie sie mimisch darauf reagierte, weiß ich nicht mehr, es könnte aber ein Ausdruck ehrlicher Verwunderung gewesen sein, denn entweder war ihre Scheide viel weniger eng als es bei chinesischen Austauschstudentinnen üblich ist oder mein Pimmel viel weniger umfangreich als die Exemplare der Herren, die dieses Vorurteil verbreiteten. In jedem Fall spürten wir uns beide beim Aufeinandertreffen unser Genitalien nicht sehr beengt und es muss ihr komisch vorgekommen sein, dass ich etwas anderes behauptete. Zuviel war es für mich nach einer halben Minute trotzdem und ich kam.