Tramadol bei vorzeitigem Samenerguss: Meine ausführlichen Erfahrungen

In diesen Blogpost sind viel viel Recherche und mehr als zehn Selbstversuche eingeflossen, aber das war es wert. Zum einen, weil es mir geholfen hat. Zum anderen, weil ich mich über jeden freue, der es liest und dem es auch hilft.

Das hier wird lang.

Wichtige Information zuerst: Tramadol ist kein Traubenzucker. Es ist ein Opioid, das nicht nur starke Abhängigkeiten verursachen kann, sondern es in weiten Teilen der Welt auch tut. Dieser Youtube-Clip gibt einen Einblick in den Missbrauch von Tramadol in Kamerun (ähnliche Situationen scheint es auch in Brasilien und Teilen Asiens zu geben, auch in den USA ist Abhängigkeit verbreitet, aber aus anderen Gründen).

Die Abhängigen in Afrika scheinen oft Männer zu sein, die monotone Arbeiten, zum Beispiel auf dem Feld, über eine lange Dauer ausüben müssen (wenn auch nicht nur, Studenten, Polizisten und Taxifahrer werden auch als häufige Konsumenten genannt). Tramadol scheint diese Arbeit erträglich zu machen. Es macht weniger schmerzempfindlich und gleichgültig gegenüber Langeweile und Routine. Ich selbst konnte diese Wirkungen nie feststellen, denn ich habe nie mehr als 50 mg genommen. In Abhängigkeitsforen ist die Rede von 600 mg und mehr. Aber es sollte klar geworden sein, dass dieses Risiko mit der Einnahme einhergeht und ich empfehle, mit einem Arzt über die Einnahme zu sprechen. Dieser verschreibt es unter Umständen sogar, wenn man ehrlich ist. ‚Off-Label‘ (also gewissermaßen zweckentfremdetes) Tramadol gegen vorzeitigen Samenerguss war Gegenstand einiger Studien und wird einigen Fachmedien zur Folge in steigendem Ausmaß verschrieben (genau weiß man das bei Off-Label Rezepten natürlich nie).

Damit sollten sowohl das große Potential als auch die Risiken klar geworden sein. Also zur Sache.

Ähnlich wie Dapoxetin wurde Tramadol nicht für den Zweck entwickelt, dass Männer nahm Einnahme länger Sex haben können; es ist eigentlich ein synthetisches Opioid-Analgetikum, das zur mäßigen bis starken Schmerzlinderung eingesetzt wird.

Aber einzelne Männer und Forscher haben entdeckt, dass es auch helfen kann, vorzeitige Ejakulation zu verhindern. Ich werde einige dieser Forschungsergebnisse später vorstellen und darauf verweisen.

Aber zuerst werde ich über meine Erfahrungen mit Tramadol berichten, denn ich habe am eigenen Leib die guten und die schlechten Seiten von Tramadol erlebt.

Schmerz, Vergnügen und Abhängigkeit von Tramadol

Durch ein unabhängig davon ausgestelltes Rezept, fiel mir vor einigen Jahren auf, dass ich einiges Tramadol im Schrank stehen hatte. Ich meinte mich auch an Veränderungen meiner sexuellen Ausdauer, in dem Zeitraum in dem ich es verschrieben hatte, zu erinnern. Außerdem hatte ich im Internet recherchiert und war auf Forenberichte gestoßen, in denen Leute von ähnlichen Effekten berichtete und weiter mit Tramadol experimentierten.

Also beschloss ich selbst zu testen, ob es das Tramadol war, indem ich die Tabletten ein paar weitere Male nahm. Es stellte sich heraus, dass es definitiv das Tramadol war, das half.

Klingt doch bisher ganz gut, oder?

Das Problem war allerdings, dass ich zweimal ein Problem mit sich entwickelnder Abhängigkeit vom Tramadol hatte. Zuerst sehnte ich mich nach einer Auffrischung alle 6 Stunden zur Schmerzlinderung, als ich die Tabletten noch zu anderen Zwecken nahm. Es bedurfte einer bewussten Anstrengung, aufzuhören.

Zweitens gefiel mir die Tatsache, dass mein Sexualleben durch meine spätere Entdeckung viel besser war. Ich erinnere mich, dass ich dachte, das sei großartig, und ich sollte mir noch mehr davon besorgen, damit ich sie bei jedem Mal, wenn ich Sex hatte, einnehmen konnte.

Das war dann doch nicht so toll!

Zum Glück für mich war ich stark genug, um wieder davon loszukommen. Und ich wusste auch, dass es keine vernünftige Lösung war, sie langfristig zum Sex zu nehmen.

Ich hatte auch einige Nebenwirkungen wie Schwindel und ein seltsames Gefühl (in Ermangelung einer besseren Beschreibung), wenn ich sie nahm.

Natürlich ist das nur meine Erfahrung. Nichtsdestotrotz scheint es drei wichtige Punkte zu unterstreichen, auf die Forscher hinweisen:

– Dass Tramadol bei vorzeitigem Samenerguss helfen kann.

– Dass es Nebenwirkungen verursachen kann.

– Dass es zu Abhängigkeitsproblemen führen kann.

Was Forscher herausgefunden haben

Im Jahr 2012 veröffentlichten britische Forscher eine Übersicht über 5 Studien, die sich mit Tramadol zur Behandlung der vorzeitigen Ejakulation befasst hatten. Interessanterweise versuchten sie auch zu erklären, wie es tatsächlich wirkt.

Sie führen aus, dass, obwohl es immer noch nicht ganz klar ist, zwei mögliche Wirkungen auftreten. Sie beschreiben, dass es wie ein schwacher Opioidrezeptor-Agonist wirkt. Dann aber sagen sie weiter, dass die wahrscheinlichere Erklärung darin besteht, dass Tramadol die neuronale Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin hemmt.

Auswirkungen von Tramadol auf die Ausdauer beim Sex

In ihrem Überblick über die 5 Studien, die zwischen 2006 und 2012 veröffentlicht wurden, geben sie eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse:

Studie 1

Nach 8 Wochen mit 50 mg Tramadol stieg die durchschnittliche Ausdauer beim Sex der Männer von nur 19 Sekunden auf 243 Sekunden. Das ist 13 Mal länger.

Studie 2

Nach 8 Wochen auf 25 mg Tramadol stieg die durchschnittliche Zeit von 70,2 auf 442,2 Sekunden. Dies war also 6,3 Mal länger.

Studie 3

Diese Studie verglich eigentlich Tramadol mit Paroxetin. Sie fand heraus, dass die Paroxetin-Gruppe beim Sex länger durchhielt und dass die Tramadol-Gruppe weniger steife Erektionen hatte.

Studie 4

Hier wurden sowohl eine Dosis von 62 mg als auch 89 mg getestet. Man konnte eine 2,4- bzw. 2,5-fache Erhöhung der durchschnittlichen Dauer des Geschlechtsverkehr messen.

Studie 5

Die Forscher stellten fest, dass bei einer Dosis von 25 mg eine Zunahme der Dauer von 38,83 Sekunden auf 154,67 Sekunden – also eine viermal längere Durchhaltedauer – zu verzeichnen war.

Andere bemerkenswerte Ergebnisse sind, dass die Probanten in allen Studien über eine signifikante Zunahme bei der Zufriedenheit mit ihrem Sexleben berichteten. Und auch ihre Partner gaben an, dass sie zufriedener waren.

Das kann man sich natürlich gut vorstellen, aber es zeigt, dass auch die Männer selbst mit der Verlängerung ihrer sexuellen Ausdauer zufrieden waren.

Auswahl an Studien für Interessierte:

On-demand Tramadol Hydrochloride Use in Premature Ejaculation Treatment

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0090429511024459

Tramadol Use in Premature Ejaculation: Daily Versus Sporadic Treatment

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3821202/

Tramadol for the management of premature ejaculation: a timely systematic review

https://www.nature.com/articles/ijir20157

Hier geht es unter anderem auch darum, ob wie gut on-demand Verabreichung im Vergleich zu einer stetigen Dosis funktioniert. Aus meiner Sicht ist das erste wesentlich erstrebenswerter. Zum einen wegen des Suchtrisikos, zum anderen deshalb, weil ich nicht ständig ein Opiod in meinem Blutkreislauf haben will. Die Studien haben, aber gezeigt, dass on-demand Verabreichung fast genauso effektiv ist wie tägliche Dosierung.

Dosierung von Tramdol beim vorzeitigem Samenerguss

Mein Tramadol kam in Kapseln á 50 mg, die man aufschieben und so das Tramadol dosieren kann. Beim ersten Mal habe ich ca. 25 mg genommen und hatte gute Ergebnisse. Die anderen Male habe ich es auch zwischen 25 und 40 mg gehalten, nur einmal habe ich tatsächlich die ganze Pille geschluckt, weil ich nicht die Möglichkeit hatte groß mit Pulver rumzuhantieren. Dieses eine Mal hatte ich ziemliche Magenschmerzen. Die setzten ungefähr drei Stunden nach der Einnahme ein und ich kann nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass es am Tramadol lag, es aber auch nicht ausschließen. Es war nach einem Date beim Abendessen und wir haben alles mögliche durcheinander gegessen und getrunken. Da ich normalerweise nicht einfach so Magenschmerzen kriege, vermute ich dass es die Kombination davon und des Tramadols war, die mir die Schmerzen verursachte. Ich müsste es nochmal ausprobieren, denn generell wäre es natürlich recht praktisch, einfach die ganze Pille schlucken zu können.

In Studien wird zwischen 25 mg und 100 mg verabreicht (gegen vorzeitigen Samenerguss). Das heißt, mit diesen Mengen kann man experimentieren.

Nebenwirkungen:

Die eben beschriebene Nebenwirkung ist nicht ungewöhnlich, wenngleich Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Mundtrockenheit und Müdigkeit häufiger sind als Magenkrämpfe.

Bei höheren Dosen (die ich nicht empfehle einzunehmen) können am Folgetag Schlappheit und Lustlosigkeit auftreten.

Außerdem kann sich – so entstehen Abhängigkeiten – bei häufiger Anwendung Toleranz aufbauen. Ich selbst benutze es max. 1-2 die Woche und die Dosis bleibt stabil. Das würde ich auch anderen so empfehlen.

Bei Dosen ab 100 mg (laut Forenberichten) kann es Probleme mit erektiler Dysfunktion geben, man könnte also ziemlich lange, aber kriegt den Anfang nicht mehr hin.

Wie lange vor dem Geschlechtsverkehr sollte man Tramadol nehmen?

Hier scheiden sich die Geister der selbsternannten Experten (also auch mir). In den Studien wird das Tramadol zwischen 2 und 8 Studen vor dem Sex verabreicht, mit wechselndem Erfolg (immer mit Wirkung aber unterschiedlich stark, eine Studie, die sich dem perfekten Zeitpunkt der Einnahme widmet, gibt es meines Wissens nicht. Diese Studie konnte aber belegen, dass on-demand Tramadol-Einnahme genauso effektiv ist wie tägliche Dosierung).

Aber zur Frage: Ich selbst plane immer 4 Stunden Vorlauf ein. Wenn es dann 8 werden, wirkt das Tramadol immer noch. Es finden sich Berichte von Leuten in einschlägigen Foren, die „immer 1-2 Kapseln für den Notfall im Portemonnaie haben“ und die dann nehmen, wenn die Dinge heiß werden. Das geht bei mir selbst mit einer Abschwächung des Effekts einher, aber für manche Leute scheint es zu klappen.

Manche Leute schwören außerdem auf Tropfen und versprechen sich davon eine schnellere Wirkung. Angeblich ca. 1h schneller als Pulver, was dann allerdings immer noch 3h Vorlauf hieße.

Es gibt aber natürlich viele Faktoren, die die Zeit bis zur Wirkung beeinflussen können: Metabolismus des Anwenders, wann hat man das letzte Mal gegessen, was hat man gegessen? Für mich persönlich habe ich die 4h Vorlaufzeit akzeptiert.