Sexpuppen-Bordelle in Deutschland und weltweit

Die Frage nach der Zukunft des Sex ist unweigerlich verknüpft mit der Zukunft der Prostitution. Das ist hier (LINK) schon einmal angeklungen, in den Äußerungen einer Escort-Dame, die sich nicht vorstellen kann, dass Sexroboter je in der Lage sein werden, die speziellen emotionalen Wünsche mancher Kunden zu befriedigen. Sie argumentiert sehr überzeugend in die Richtung, dass es vielen Freiern darum geht, bei einem anderen Wesen eine Wirkung zu hinterlassen, jemandem ‚unter die Haut zu gehen‘ wie sie es nennt.

Es fällt tatsächlich schwer sich vorzustellen, dass Sexroboter ihren Benutzern je diesen Eindruck vermitteln können. Dennoch ist wohl ebenfalls richtig, dass nicht alle Kunden von Bordellen dieses Bedürfnis haben. Manchen geht es sicher auch einfach nur um Sex. Und diesem Anspruch können Sexpuppen und Sexroboter in der Tat in steigendem Ausmaß gerecht werden. Warum in steigendem Ausmaß? Da sowohl Sexpuppen als auch Sexroboter in Hinsicht auf Verarbeitung und Haptik sowie im Falle von Robotern Bewegungsmechanismen und Sprachfertigkeiten weiter verbessert werden, ist davon auszugehen, dass mit jeder dieser Verbesserungen bei weiteren Männern eine Stufe erreicht wird, die Sexpuppen oder -roboter zu potentiellen Sexualpartnern macht.

So zeigt zum Beispiel eine Umfrage unter amerikanischen Männern, dass sich 40% der Männer vorstellen können mit einem Sexroboter zu schlafen (in anderen Umfragen ist die Zahl teils auch noch deutlich höher), vom jetztigen Stand der Technik sind allerdings nur 16% überzeugt. Demnach ist davon auszugehen, dass durch jede Verbesserung einige der 40% zu den 16% übergehen.

In diesem Zusammenhang warnt ein Ehtik-Forschungsteam in einem Bericht, dass Psychotherapeuten darauf vorbereitet sein sollten, dass mehr Klienten “digisexual werden” würden.

Sie schreiben: “Es steht außer Frage, dass Sexroboter kommen werden. Wir sind der Ansicht, dass sie eine andere Art von sexueller Erfahrung repräsentieren werden als das, was die bestehenden Technologien bieten”.

“Die Menschen werden eine intensive Verbindung mit ihren Robotergefährten eingehen.”

“Diese Roboter werden auf die Wünsche der Menschen zugeschnitten sein und Dinge tun, die menschliche Partner nicht tun können oder wollen.

“Aus diesem Grund werden wahrscheinlich eine beträchtliche Anzahl von Menschen dazu übergehen, Roboter als ihre primäre Art der sexuellen Erfahrung zu benutzen”.

“Viele Menschen werden feststellen, dass ihre Erfahrungen mit dieser Technologie integraler Bestandteil ihrer sexuellen Identität werden, und einige werden sie der direkten sexuellen Interaktion mit Menschen vorziehen.“

Sind Sexpuppen-Bordelle die Zukunft?

Sexpuppen sind für viele Menschen immer noch ein sehr sensibles Thema. Für andere hingegen ist es eine relativ normale Sache, für sie ist an Sexpuppen nichts verwerfliches. Die Sexpuppenindustrie ist derzeit einer der am schnellsten wachsenden Industriezweige in der erotischen Welt. Die meisten Unternehmen, die Sexpuppen herstellen, befinden sich in China, einige wenige in den USA. Der Markt für hochwertige Sexpuppen war anfangs auf Einzelpersonen ausgerichtet, mit Männern, die ihre Sexpuppen individuell gestalten wollten. Gleichzeitig gab es ein Niedrigpreissegment mit Aufblaspuppen und dergleichen.

Heute hat sich zwischen diesen beiden Extremen ein bezahlbares, aber relativ standardisiertes Angebot mit weichen Silikon- und TPE-Puppen etabliert. Mehr noch, heutzutage hat sich das Geschäft mit den Sexpuppen weiter in Bordelle ausgedehnt und die Nachfrage dadurch weiter gesteigert. Es bleibt zu sehen wie sich dieser Industriezweig langfristig entwickelt, derzeit hört man von den Besitzern jedoch meist Positives.

Das Geschäft mit Sexpuppen-Bordellen

Die Besitzer der Sex-Puppen-Bordelle erzielen in der Regel einen beträchtlichen Ertrag. Sex-Puppen sind zwar in Anschaffung recht teuer, das Mieten in den Bordellen jedoch ebenso. Im Durchschnitt verlangen die Bordelle 130 Euro pro Stunde. Die Preise unterscheiden sich in der westlichen Welt bisweilen stark, was auch mit der Qualität der ausgewählten Puppen zusammenhängt. Wie die Besitzerin des BorDolls in Dortmund in einem Interview erwähnt, sind den Preisen nach oben kaum Grenzen gesetzt, sie haben sich jedoch für eine bezahlbare Variante entschieden und können deshalb auch die Sessions etwas günstiger anbieten.

Sexpuppen Bordelle auf der Welt

Auf dieser Karte finden sich alle derzeit registrierten Etablissements. Es ist davon auszugehen, dass es in Asien eine ganze Reihe weiterer Läden gibt, die keinen Mehrwert in internationalen Besuchern sehen und ihr Geschäft deshalb nicht bei Google anmelden.

Wenn du alle Bordelle nach Popularität geordnet mit Fotos sehen willst, guck dir diese Rangliste hier an.

Generell mussten in den letzten Jahren viele von den auf der ganzen Welt aufgetauchten Bordellen wieder schließen. In Kanada, den USA (Houston) und vielen europäischen Ländern gab es starken öffentlichen Gegenwind, teils auch organisierte Gegenbewegungen. Einige von ihnen sind aber nach wie vor im Geschäft und berechnen ihren Kunden Halbstunden- und Stundensätze, wenn sie Zeit mit Puppen in privaten Räumen verbringen.

In der Rangliste gibt es weitere Informationen zu den noch in Betrieb befindlichen Diensten. Der Artikel wird aktualisiert, falls sich daran was ändern sollte, die Karte läuft über Google und ist ohnehin aktuell.

Bedenke auch, dass die meisten dieser Liebespuppen-Bordelle ihre Adressen aus Sicherheits- und Datenschutzgründen nicht öffentlich bekannt geben. Man muss sich in dieser Regel über die Website direkt an die Betreiber wenden und über Email oder eine App die Daten in Erfahrung bringen.

Sexpuppen oder Sexroboter in Bordellen?

Jetzt war häufig die Rede von Sexpuppen-Bordellen, obwohl bei Sex der Zukunft eher Sexroboter im Fokus stehen, weil sie eher dem entsprechen, was man sich in einem – womöglich etwas weiter entfernten – Szenario als eine mögliche neue Form der Sexualität vorstellt, und was auch als wahrscheinlicherer Ersatz für zwischenmenschlichen Geschlechtsverkehr erscheint als Sex mit Puppen. Deshalb will ich an dieser Stelle mal kurz philosophisch werden und fragen:

Was ist ein Sex-Roboter?

Es ist eine Puppe mit Programmen und Motoren, die in erster Linie in Form einer Frau oder eines Mädchens abgebildet und/oder hergestellt wird. Die künstlerische Darstellung der Erscheinung des Menschen in Objekten ist eine historische Errungenschaft, wobei Künstler der Renaissance in der Lage waren, realistische Porträts von Menschen in zwei Dimensionen herzustellen. Seitdem haben Entwicklungen in der Herstellung künstlicher Materialien, wie z.B. Silikon, die Puppen lebensechter aussehen lassen als ihre Vorgänger. Die naturgetreue Darstellung von Objekten provoziert das, was Mashiro Mori “das unheimliche Tal” (the uncanny valley) nannte. Hier sind Aussehen und Verhalten nicht kongruent, was Unbehagen und Verzweiflung hervorruft.

Mori verweist in seinem Aufsatz nicht auf Sigmund Freuds 1919 geschriebenes Buch “Das Unheimlich”, aber Freud befasste sich mit Bedenken hinsichtlich der Herstellung anthropomorpher, also menschenähnlicher Objekte.1 In Freuds Werk ist das Unheimliche ein seltsames und unbehagliches, schauriges Gefühl, das ausgelöst wird, wenn eine Person sich unsicher ist, was lebendig oder tot, belebt oder unbelebt, real oder künstlich ist.

Da der Roboter 1919 noch nicht öffentlich in Erscheinung getreten war (erst 1920/1921 in der heutigen Tschechischen Republik), untersuchte Freud Objekte wie Automaten, Puppen und Statuen, um die von anthropomorphen Figuren heraufbeschworenen Ängste zu erforschen. Im Hinblick auf das Thema – Sexroboter – eröffnet Freuds Essay einige wichtige Überlegungen. Er schrieb [20, S. 141] ” … wenn intellektuelle Unsicherheit darüber entsteht, ob etwas belebt oder unbelebt ist und ob die Leblosen eine übermäßige Ähnlichkeit mit den Lebenden haben. Bei Puppen erinnern wir uns natürlich daran, dass Kinder in ihren frühen Spielen keinen klaren Unterschied zwischen dem Lebendigen und dem Unlebendigen machen und dass sie ihre Puppen besonders gerne so behandeln, als wären sie lebendig.”

Gegenwärtig gibt es keine allgemeingültige Definition des Begriffs Sexroboter, und in Wirklichkeit gibt es vielleicht noch gar keine Sexroboter (hier stelle ich den aktuellen Stand der ‚Forschung‘ vor ;-)). Die Einführung eines Roboter- oder KI-Programms in eine Puppe reicht aus, um sie als “Sex-Roboter” zu bezeichnen, aber ob sie das tatsächlich sind ist schwer zu beurteilen, denn was macht einen Sexroboter aus?

Ist es das Aussehen, die Fähigkeit sich zu bewegen, oder gar die Fähigkeit Sex zu initiieren und selbst sexuelle Handlungen auszuführen?

So weit entfernt dieser Exkurs auch von der Realität zu sein scheint, spielt es meiner Meinung nach doch eine große Rolle dahingehend, dass bis auf weiteres Sexpuppen-Bordelle häufiger anzutreffen sein werden als Sexroboter-Bordelle. Das ist selbst in Asien so, wo erstere seit geraumer Zeit vertreten sind. Man weiß einfach nicht, was einen erwartet, wenn man eine Stunde mit einem Sexroboter angeboten bekommt. Trotz Bilder, Beschreibungen und Videos bleibt es schwer vorstellbar und wie man selbst darauf reagiert, ist noch schwerer einzuschätzen. Bei Sexpuppen ist die Definition viel klarer und die Kunden haben eine genauere Idee davon, was sie erwartet bzw. ob sie ihr Geld für etwas ausgeben, was ihnen dann auch gefällt.

Fazit

Sexpuppen- bzw. Sexroboter-Bordelle sind ein spannendes Thema, weil einerseits offensichtlich großes Interesse an den Services besteht (es ist kein Fall bekannt, in dem ein Etablissement wegen ausbleibender Kundschaft schließen musste) und es gleichzeitig starke Reaktionen bei der Öffentlichkeit hervorruft. Woran sich letztendlich entscheidet, ob Sexroboter-Bordelle in Zukunft ein Teil unserer Sexualität werden – ob daran, inwieweit es den Herstellern gelingt realistische Roboter oder auch nur Puppen herzustellen oder daran, inwieweit sich die Gesellschaft auf deren Verwendung und Regulierung einigen kann, ist schwer zu sagen. Sicher ist aber, dass letzteres ein gutes Thema für einen weiteren Blogpost darstellt: Welche Regulierungen für die Herstellung und Verbreitung von Sexpuppen- und robotern gibt es und welche wird es in Zukunft geben?