Was sind Sexroboter und was können sie?

Zusammen mit der Frage, wann es Sexroboter gibt, die so realistisch sind, dass sie Sex zwischen Menschen ersetzen, sind das die Punkte, die die meisten interessieren, nachdem sie durch Medien oder Herstellerwerbung zum ersten Mal von Sexrobotern hören.

Dazu gibt es eine einfache, kurze Antwort, die ich gleich geben werde, und eine ausführliche, die auch den Stand der Technologie und mögliche zukünftige Entwicklungen miteinbezieht. Diese Version schließt sich für die Interessierten daran an.

Also zunächst sind Sexroboter laut Wikipedia elektronische Sexpuppen, „die im Gegensatz zu einer reinen Sexmaschine meist ein anthropomorphes Aussehen haben und für sexuelle Handlungen oder Fantasien genutzt werden.“ Während ein Dildo oder Vibrator beispielsweise mit für sexuelle Handlungen genutzt wird und mit dem Sexroboter die Attribute einer Sexmaschine teilt, ist das Aussehen eines Sexroboters dem eines Menschen nachempfunden.

Simpel, oder? Die Frage danach was sie können ist da schon schwerer zu beantworten. Sie werden für sexuelle Handlungen und Fantasien benutzt, können demnach sexuell befriedigen, aber natürlich nicht alle gleich gut. Das hängt von den Vorlieben des Benutzers und den Fähigkeiten des Roboters ab. Was diese Fähigkeiten angeht, gab es den letzten Jahrzehnten einige Fortschritte, überdurchschnittlich viele davon in den letzten paar Jahren. Die Faktoren, die die Realtitäsnähe eines Roboters definieren, habe ich in vier Kategorien unterteilt:

– Sprache

– Interaktivät

– Charakter

– taktile Eigenschaften (Körperwärme, Hautbeschaffenheit, …)

Außerdem gehe ich zum Schluss auf die Fragen ein wie Sexroboter funktionieren und welche Fortschritte wie schnell zu erwarten sind. Informationen zu und Erfahrungen mit Herstellern habe ich hier aufgelistet. Und hier beschäftige ich mich damit wie teuer ein Sexroboter ist und wie sich die Preise in Zukunft entwickeln könnten.

Sprache

Nicht bei jeder dieser Komponenten sind ausschließlich Firmen Innovationstreiber, die man als „SexTech“-Unternehmen kategorisieren würde. Die Sprachsteuerungen großer Unternehmen wie amazon, Google und Apple haben sich in den letzten fünf Jahren so extrem verbessert wie es kein Sexroboter-Hersteller in 50 Jahren hätte schaffen können. Auch wenn Realdolls oder Realbotix (zwei prominente Firmen der Branche) natürlich nicht einfach Google-Software implementieren können, ist davon auszugehen, dass sich sich die Interaktion durch Sprache in den nächsten Jahren dank dieser Innovationen deutlich verbessern wird. Schon jetzt bzw. schon seit ein paar Jahren verstehen moderne Sexroboter Sprachbefehle und reagieren darauf entweder motorisch oder indem sie selbst sprechen, aber die Fehlerrate ist noch relativ hoch.

Dennoch – mit weiteren Verbesserungen in Aussicht und einem bereits jetzt ordentlichem Niveau (halbwegs funktionierende Sprachsteuerungen sind extrem schwer zu implementieren, weil sie das Potential haben, jegliche Realitätsnähe zu zerstören und den Anweder zu nerven. Man stelle sich mal vor, man liegt neben seinem Sexroboter, bittet sie um einen Blowjob und bekommt zehnmal aufeinander folgend zur Antwort „Entschuldigung, Honey, ich kann dich nicht verstehen, bitte spreche deutlicher.“ Das Frustrationspotential ist hoch.) – kann man davon ausgehen, dass die Sprachkomponente in naher Zukunft einem realistischen Sexroboter nicht im Weg stehen wird.

Interaktivät

Sprache ist eine Form der Interaktion, deshalb überlappen sich beide Bereiche auch im Hinsicht auf Sexroboter. Es gibt aber zusätzliche Formen, in deren Hinsicht es in jüngster Zukunft Verbesserungen gab und dank deren Berücksichtung die Sexpuppe „Harmony“ der Firma Realbotix von vielen Medien als erste interaktive Sexpuppe bezeichnet wurde. Diese Beschreibungen bezogen sich auf die im Dezember 2017 an den Start gegangene Version 3.0. Tatsächlich sind neben Sprache, aber Stöhnlaute der einzig wirklich interaktive Aspekt. Weitere motorische Fähigkeiten wie Bewegungen des Kopfes, des Nacken und der Lippen werden zwar automatisch ausgeführt, jedoch nicht notwendigerweise als einen Input von außen, den man als natürlich beschreiben kann. Dennoch sind diese Funktionalitäten allein durchaus bahnbrechend und man könnte argumentieren, dass es sich bei Harmony um den ersten echten Sexroboter handelt, wenn man – anders als bei der Wikipedia-Definition – ein gewisses Maß an Interaktivität voraussetzt.

Bewegungen

Aber noch ein Blick zurück auf die Motorik. Obwohl es Erfindern bereits 1996 gelungen ist, einen Roboter zum Laufen zu bringen, und zwar den Honda P2 (hat nichts mit einem Sexroboter gemein), können weder Harmony noch andere Sexroboter laufen. Matt McMullen von der Firma Abyss Creations erklärt das mit dem hohen Energieverbrauch beim Gehen. Zwar hat er die Ambition einen gehenden Sexroboter zu verwirklichen, überschlägt jedoch, dass die Fähigkeit eine Batterie wie sie etwa in Harmony verbaut ist, innerhalb von 15 Minuten beinah erschöpfen würde. In dieser Hinsicht ist man also von Realitätsnähe von recht weit entfernt.

Charakter

Inwieweit das Wort Charakter das beschreibt, was in bisherigen Sexrobotern erkennbar ist, steht natürlich zur Diskussion, es findet sich aber in Aussagen zu zukünfigten Ambitionen der Hersteller. Teilweise werden auch bisherige Modelle dahingehend angepriesen. Mc Mullen beschreibt die jüngsten Forschritte so: Während Sexpuppen„ in ihrem Haus [dem der Konsumenten]“ sind „und sie sich eine Persönlichkeit vorstellen, gibt künstliche Intelligenz den Menschen die Werkzeuge, um diese Persönlichkeit zu schaffen.“

Bei heutigen Sexrobotern ist dieses Werkzeug eine App. Über sein Smartphone kann der Benutzer Charakterzüge oder Stimmungen seines Roboters auswählen. Es ist also nicht interaktiv, jedoch ist davon auszugehen, dass das in diesem Fall auch nicht unbedingt gewünscht ist. Die Menge an Persönlichkeitsoptionen ist jedenfalls groß. Launisch, wütend, liebevoll und vieles mehr. In einer Simulation von Abyss Creations stellt McMullen den Sexroboter zum Beispiel auf “eifersüchtig” ein und sie bittet ihn daraufhin, „das Mädchen von seiner Facebook-Freundesliste zu entfernen.“

Angeblich ist der Sexroboter Harmony was das angeht sogar lernfähig wie man es von echter künstlicher Intelligenz erwarten würde. Der Guardian zweifelt dies nach einem Test allerdings an.

Gedächtnis‘

Was wohl unzweifelhaft ist, ist dass ein Speicher, der einer Gedächtnisfunktion nahekommt, einen großen Schritt zu realitätsnahen Robotern bedeuten würde. Und auch wenn ein emotionales Gedächtnis wohl noch nicht realisiert wurde, haben heutige Roboter die Fähigkeit, sich etwa an Geburtstage zu erinnern oder sogar anhand von Sprachbefehlen die ihre Vorlieben und Abneigungen des Benutzers zu lernen. Das heißt, man muss nicht alles händisch einprogrammieren bzw. in die App eingeben, sondern die künstliche Intelligenz lernt durch mehr oder weniger realistischen Interaktionen.

In dieser Hinsicht wahrscheinlich am fortschrittlichsten – wobei natürlich schwer zu beurteilen und in gewissem Grad subjektiv – sind die Roboter Megan und Emma von smartdollworld. Hier wurde scheinbar hoher Wert auf die Fähigkeit gelegt, eine Unterhaltung zu nicht-sexuellen Themen möglich zu machen. Allerdings deutet die vom Hersteller beworbene Möglichkeit personalisierte Antworten auf vorausgewählte Fragen über die App einzugeben, auch hier die Grenzen der verwendeten künstlichen Intelligenz an.

Haptik: Wie fühlt sich ein Sexroboter an?

Eine Sache, die man als regelmäßiger Leser der Herstellerwebseiten schnell feststellt, ist das jede neue Puppe und jeder neue Sexroboter (die in der Regel auf den Torso von Puppen zurückgreifen) angeblich aus irgendeinem neuen, extraweichen Material hergestellt ist, das sich bei genauerer Recherche als TPE entpuppt. TPE steht für Thermoplastische Elastomere und hat sich eigentlich als durchaus brauchbares Material für Sextoys und insbesondere für Sexpuppen und größere lebensechte Lovetoys wie zum Beispiel den Fuck Me Silly Ass Megamasturbator (meine Erfahrung hier) bewährt. Da der Unterschied zu echter Haut aber natürlich weiterhin spürbar ist, werden ständig neue TPE-Mischungen ausprobiert und beworben (zum Fantaflesh oder M-Type-TPE). Ob das sinnvoll ist oder nicht kann ich nicht abschließend beurteilen, weil ich nicht alle in den Händen gehalten habe. Bei den Toys und Robotern, die ich aber ausprobiert habe, konnte ich zwar Unterschiede feststellen (weicher fühlt sich meiner Meinung nach besser an, könnte aber auch weniger haltbar sein), aber dass man sich durch diese Innovationen dem Gefühl echter Haut nähern wird, denke ich nicht. Ich glaube aber auch nicht, dass das unbedingt nötig ist. Eine sehr weiches TPE gepaart mit künstlicher Körperwärme führt zu einem sehr angenehmen Ergebnis, das vielleicht nicht hundertprozentig realistisch ist, sich aber gut anfühlt.

Vagina in Sexrobotern

Ein bemerkenswerter Nachteil von Sexpuppen und gleichzeitig auch Sexrobotern, die wie eingangs erwähnt meist auf dem ‚Grundstock‘ von Puppen aufbauen, war lange, dass die verbauten Vagina-Nachbildungen nicht auf Top-Level waren. Man blätterte also mehrere tausend Euro für eine Puppe hin und wenn es ans Eingemachte ging, fühlte es sich nicht so gut an wie ein Fleshlight für 50 Euro. In erster Linie war das ein Problem, das nicht-asiatische Hersteller betraf, denn die Japaner haben ihre eigene Tradition in der Produktion (LINK) und auch unter europäischen und amerikanischen Kunden viele Fans. Das gilt allerdings in erster Linie für Puppen. In Sachen Roboter kamen die letzten Fortschritte aus den USA.

So auch die Verbesserung der Kunstvagina. Zunächst wurde es zum Branchenstandard, dass eine entnehmbare Taschenmuschi verbaut wurde, was zum einen die Reinigung deutlich erleichterte und zum anderen Upgrades vereinfachte. Das heißt, wenn der Hersteller einen bessere Vagina-Nachahmung ins Programm aufnimmt, braucht man sich keinen komplett neuen Sexroboter zu kaufen, sondern nur das verbesserte Teil. Nun da das Tor für Innovationen geöffnet war, gab es eine bemerkenswerte von ReaDolls. In Form des sogenannten SenseX, brachten sie 2019 einen austauschbaren Einsatz zum (Auf-)Preis von stolzen 500 US-Dollar auf den Markt. Hier beschreibe ich den SenseX genauer, aber im Grunde ist es eine Taschenmuschi auf Fleshlight-Niveau. Hinzu kommt allerdings die Möglichkeit den Einsatz (und damit den Sexroboter bzw. Puppe) per Bluethooth-App mit dem Smartphone zu verbinden. Sobald die Verbindung hergestellt ist, verwendet SenseX integrierte Beschleunigunger, die eine Vielzahl von sexuellen Bewegungen und mithilfe von Sensoren sogar die Position des Penises erfassen. Durch Verwendung dieser Daten kann die App auf die Stimulation reagieren. Nach dem Erkennen der internen Berührung antwortet sie mit Sprachfeedback, das schon jetzt mit einer externen Audioquelle gekoppelt werden kann. Eine der möglichen Audioquellen ist einer von Readolls Sexrobotern, das heißt der Sexroboter reagiert direkt auf Stimulation der Vagina. Damit ist aus meiner Sicht eine tatsächliche Innovation im Bereich der haptischen Interaktivität gelungen. Ähnlich wie bei der sprachlichen Interaktivität gilt es jetzt die Bandbreite der Reaktionen zu vergrößern und diese realitätsnah zu gestalten, aber die Grundlagen sind geschaffen.

Körperwärme

Ein absolut entscheidender Faktor für Realitätsnähe und Komfort zugleich. Was ist mit Komfort gemeint? Es geht darum, dass obwohl es sich vielleicht nicht 100% wie echte Haut anfühlt (siehe TPE) ist es angenehm das Bett mit einem warmen ‚Objekt‘ (so wie eine warme Wärmflasche sich besser anfühlt als die kalte am nächsten Morgen). Das ist bei Sexrobotern und puppen kein leichtes Unterfangen, weil TPE hitzeempfindlich ist. Deshalb müssen Heizfunktionen – wie Smartdollworld sie schon bewirbt und Realdoll für sein Harmony-Modell in Aussicht stellt – sehr genau auf diese Temperaturgrenze abgepasst sein und erwärmen sich unter Umständen nur sehr langsam, um nicht Teile des Plastiks schmelzen zu lassen. Smartdollworld drückt sich so aus: „Mit der neuen Smart Heat Control können Sie jetzt die Heizfunktion einschalten und sie schaltet sich automatisch aus, wenn die eingestellte Körpertemperatur erreicht ist.“ Das klingt für mich nach einer konservativen Herangehensweise, die sicher auch vernünftig ist. Ich selbst konnte die Funktion leider noch nicht testen. Obwohl ich erwarte, dass sie eine Verbesserung zu den bisherigen Möglichkeiten (Heizdecke und andere externe Wärmequellen) darstellt, denke ich nicht, dass heutige Sexroboter dem Ideal perfekter Körpertemperatur ohne viel Planung seitens des Anwenders entsprechen.

Wie funktionieren Sexroboter?

Kurz zusammengefasst funktionieren Sexroboter, indem sie verbale oder haptische Stimulation durch Spracherkennung, Sensoren oder eine App aufnehmen und darauf reagieren.

Die Zukunft von Sexrobotern, wann sind die nächsten Fortschritte zu erwarten?

Die Entwicklung hat in den letzten Jahren sehr an Fahrt aufgenommen. Die Firmen, die den Fortschritt treiben, scheinen profitabel zu sein, denn einige von ihnen sind schon mehr als zehn Jahre unter ähnlichen Bedingungen tätig. Im Vergleich zu den jüngsten Innovationen – allen voran die interaktive Kunstvagina von RealDoll – erscheinen einige der nächsten Schritte wie zum Beispiel die Erweiterung nicht-programmierten Reaktionen machbar. Anderes wie eine ständige Beheizung auf angenehmem Level oder die Fähigkeit sich freier zu bewegen, zu gehen oder gar sexuelle Bewegungen auszuführen scheinen noch weit entfernt.